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(Besser) mit Android leben

Android ist weltweit das meistverbreitete Mobile-OS. Leider ist es eng mit den Produkten bzw. Diensten von Hersteller Google verzahnt, was aus Datenschutzsicht ein Problem darstellt. Dieser Artikel zeigt, was es alles für Möglichkeiten gibt, das System trotzdem einigermassen Datensparsam einzusetzen.

Wir gehen hier von einem handelsüblichen Android-Gerät aus, d.h. wir benutzen die Funktionen, welche der Hersteller vorgesehen hat und verzichten darauf, das Gerät zu rooten (was den Rahmen hier sprengen würde).

Was ist das Problem?

Das Problem ist, dass ein Smartphone ein Goldschatz für Datensammler aller Art ist. Es gibt dabei drei Kategorien von Datensammlern:

Der gewöhnliche Anwender (da machen wir uns keine Illusionen) verwendet alles genau so wie es ausgeliefert wird und wird damit von allen Datensammlern maximal "geplündert".

Was kann man tun?

Android bietet seit geraumer Zeit diverse Security-Einstellungen, mit welchem man dem unkontrollierten Treiben der einzelnen Apps zumindest teilweise Grenzen setzen kann.

Wo genau die Einstellungen zu finden sind kann zwischen einzelnen Herstellern / Geräten variieren, da muss man sich oft etwas durch die Menus hangeln.

Dummy-Google-Account erstellen

Um Android zu betreiben benötigt es einen Google Account. Dieser kann bei der Inbetriebnahme des Geräts erstellt werden, oder ein bestehender Account verwendet werden. Hier empfiehlt es sich, bei jedem neuen Gerät auch einen neuen Account (mit Phantasienamen) zu erstellen.

Als nächstes sollte man in diesem Google Account möglichst alle Datensammlungs-Funktionen deaktivieren bzw. "pausieren" (so wie Google das teilweise nennt). Google hat sich grosse Mühe gegeben, die verschiedenen Schalter auf dutzende Seiten und Untermenus zu verteilen, so dass es möglichst umständlich ist, die Datenschnüffel-Funktionen etwas einzudämmen.

Unnötige Apps entfernen

Die Anwendungs-Liste in der "System" App ist erste Anlaufstelle für die Identifikation und Löschung von unerwünschten Apps. Meistens werden Android-Geräte bereits mit diversen ungewollten Apps vorausgeliefert, welche man bedenkenlos entfernen kann. Gewisse Apps sind so eingerichtet, dass man sie nicht entfernen kann; die nächstbeste Option ist, diese zu deaktivieren, so dass sie wenigstens nicht laufen und auch keine Daten sammeln bzw. Systemressourcen verschwenden.

Die gute Nachricht ist, dass Android-Apps stark isoliert sind, so dass sie normalerweise problemlos und rasch entfernt werden können. Weniger ist hier mehr.

Berechtigungen verwalten

Eine wichtige Rolle nimmt der Permission Manager ein, mit welchem sich die Zugriffsrechte der einzelnen Apps steuern lassen.

Die heikelsten Permissions sind:

Berechtigungen einer App lassen sich entweder über das "Permissions"-Menu einer App (via App-Liste) einstellen, oder via Permission-Manager, wo bei allen Permissions aufgeführt ist, welche Apps diese aktuell haben.

Bei der Vergabe einer Berechtigung kann man i.d.R. wählen zwischen

Generell gilt hier: Je restriktiver, umso besser. Hier lohnt es sich zu überlegen, welche Apps man wirklich unbedingt braucht, und diesen auch nur die absolut notwendigen Berechtigungen zu erteilen (bzw. diese jedesmal nachfragen zu lassen).

Datenübertragung im Hintergrund einschränken

Ebenfalls jeweils pro App lässt sich einstellen, ob diese im Hintergrund Daten übers Netzwerk übertragen darf. Im Hintergrund heisst hier, dass auch Daten übertragen werden, wenn die App gar nicht gerade vom Benutzer aktiv verwendet wird.

Diese Einstellung findet sich ebenfalls in den App-Eigenschaften, z.B. unter Mobile Data; dort gibt es dann eine Einstellung mit Namen ´Allow background data usage´. Diese sollte nur bei Apps, welche wirklich im Hintergrund laufen müssen (wie z.B. ein Messenger, von welchem man laufend Notifications über eingehende Nachrichten erwartet) aktiv sein.

Weitere Optionen

F-Droid

F-Droid ist ein alternativer App-Store, welcher ähnlich wie der Play-Store von Google auch Apps anbietet; allerdings ausschliesslich "Free Software", weshalb die Auswahl stark eingeschränkt ist. Trotzdem gibt es da inzwischen auch einige Perlen, so dass sich die Verwendung von F-Droid lohnen kann.

Webbrowser ersetzen

Meist ist als Standardbrowser auf Android Google Chrome (oder ein auf Chrome basierendes Derivat) installiert, welcher serienmässig ebenfalls so viele Daten wie möglich abzieht.

Glücklicherweise gibt es den Firefox Webbrowser (Mozilla) auch für Android, den wir unbedingt empfehlen. Im Gegensatz zu anderen Browsern kann dieser auch Erweiterungen laden (z.B. Adblocker und sonstige Content-Filter), womit sich die Privatspähre und Sicherheit weiter steigern lässt.

Eine weitere Alternative ist der Brave Browser (Brave Software), welcher ebenfalls auf Chromium basiert, jedoch einen Adfilter direkt eingebaut hat.

Beide Browser lassen sich problemlos aus dem Play Store installieren.

Keyboard-Einstellungen

Ein heikles Thema bei Android ist das virtuelle Keyboard, welches der Texteingabe auf dem Screen dient (und oft auch Spracherkennung integriert hat). Diese Keyboard-Apps haben in der Regel umfangreiche Einstellungen, welche man genau durchgehen sollte. Viele auf den ersten Blick nützliche Funktionen sind Datenschutz-Katastrophen und wortwörtliche Keylogger; hier empfehlen wir, alle Online-Funktionen sowie Voice-Input soweit wie möglich auszuschalten.

Zusammenfassung

Im Gegensatz zu Apple hat der User bei Android die Möglichkeit, viele Einstellungen selbst vorzunehmen. Zwar sind die Werkseinstellungen meist zu Ungunsten des Users, aber immerhin lässt sich das in vielen Bereichen ändern.

Es lohnt sich hier unserer Meinung nach, bei der Neuinstallation eines Android-Gerätes dafür 1-2 Stunden zu investieren.

Kommentare oder Ergänzungen?

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